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#Videoüberwachung  #Drohnensicherheit  #Brandschutz  

Security per Video- und Drohnentechnik [Interview]

Im Gespräch mit GIT SICHERHEIT zieht Horst Geiser, Geschäftsführer Securiton Deutschland, eine Bilanz der letzten beiden Jahre, spricht über technische Innovationen von Gegenwart und nächster Zukunft.

GIT SICHERHEIT: Herr Geiser, bevor wir uns an eine Vorschau auf das Jahr 2022 bei Securiton machen: Könnten Sie einmal eine kleine Bilanz der letzten beiden Jahre ziehen?

Horst Geiser: Im Fokus stand für uns als Securiton Deutschland unter anderem, sich unseren strategischen Wachstumsfeldern zu widmen. Insbesondere der Bereich Drohnendetektion und -abwehr hat zukunftsweisende Applikationen und Systemerweiterungen entwickelt. Hier steht uns eine rasante Markt- und Produktentwicklung bevor. Im Bereich Premium Private wurden individuelle Personenschutzkonzepte umgesetzt. Hierbei erfolgt immer eine ganzheitliche Betrachtung und Abstimmung auf die jeweilige Sicherungsmaßnahme. Die Detektion beginnt an der juristischen Grenze und umfasst elektronische Sicherungsmaßnahmen bis hin zu Rückzugsräumen. Im Bereich der Brand- und Sonderbrandmeldesysteme, zwei unserer Hauptgeschäftsfelder, konnten wir uns mit bewährten Produkten, wie z. B. den Ansaugrauchmeldern, unsere Position als einer der Marktführer weiter ausbauen und als Anwendungsspezialist in diesem Segment positionieren.  

Wie hat sich insbesondere die Pandemie ausgewirkt? Spüren Sie die allgemein beobachtete Verstärkung der Digitalisierung, die bei Securiton ja schon lange eine wichtige Rolle spielt – Stichwort etwa der Bereich Support, Remote-Zugriffe – oder auch die „SecuriCloud“ von Securiton?

Horst Geiser: Die Digitalisierung ist eine signifikante Entwicklung, die im täglichen Geschäft nicht wegzudenken ist. Im Bereich Drohnensicherheit liegt unsere kleine mobile und zugleich tragbare autarke Lösung komplett in der SecuriCloud und bietet hierdurch mehrere Use Cases. Bei der Drohnendetektion können Alarme als Push-Benachrichtigungen auf Smartwatches oder Handys angezeigt werden, und auf der Satellitenansicht auf dem Handy erhalten Sicherheitsverantwortliche die Drohneninformationen und die Standortanzeige von Drohne und Controller. Auch für unser Finanzierungsangebot auf Basis Betreibermodell ist die Digitalisierung fundamental. Wir monitoren unsere Systeme und können frühzeitig Abweichungen erkennen und gegensteuern. Das Monitoring erfolgt fast ausschließlich vollautomatisiert. Viele unserer Wartungskunden mit einem SecuriFire-Brandmeldesystem haben gerade durch die Pandemie-Situation den Vorteil von Securiton Remote erkannt – unser digitaler Dienst für den ortsunabhängigen Fernzugriff auf die Brandmeldezentrale – und entsprechend aufgerüstet.

Corona scheint uns nicht so schnell loszulassen. Haben Sie den Eindruck, gut darauf vorbereitet zu sein?

Horst Geiser: Wir waren schon vor der Pandemie sehr gut aufgestellt, was das Thema „Mobiles Arbeiten“ angeht. Wenn jemand von zu Hause, vom Hotel oder irgendwo auf der Welt seine Daten, E-Mails, etc. bearbeiten will, braucht er nur einen Internetzugang. Über sichere Tunnels kann man ja arbeiten, als ob man in der Firma im Büro sitzt. Zu Beginn der Pandemie hatten wir deshalb innerhalb einer Woche die Bürobelegung auf 50 % oder weniger reduziert. Unsere Techniker im Außendienst wurden mit entsprechender Schutzausrüstung ausgestattet. Von Anfang an bis heute achten unsere SGU und unsere Mitarbeiter auf die Einhaltung der Hygieneregeln.

Herr Geiser, sprechen wir über Ihr Videosicherheitsportfolio – hier ist ja immer die Technologiemarke IPS mitzudenken, die bereits seit 2007 zu Securiton gehört. Sie setzen Videotechnik dezidiert als aktives Detektionssystem ein, das gerade auch im Hochsicherheitsbereich gefragt ist. Welche Weiterentwicklungen waren und sind hier in der letzten Zeit wichtig gewesen?   

Horst Geiser: Mit der Technologiemarke IPS Intelligent Video Software von Securiton haben wir uns im Segment der Hochsicherheit und Sicherheit etabliert. Securiton IPS VideoManager mit den zugehörigen IPS VideoAnalytics wurde für die speziellen Anforderungen entwickelt und in Bereichen der kritischen Infra­strukturen, militärischen Einrichtungen, Justizvollzugsanstalten, Behörden sowie der Industrie (z. B. Branchen wie Automotive oder Lebensmittel) weiterentwickelt, wo es um Schutz der Liegenschaften und des Know-hows geht (Stichwort Wirtschaftsspionage). In den letzten Jahren ist neben der Verbesserung und Optimierung der originären Produktfunktionen das Thema IT- und Cyber-Security immer stärker in den Fokus gerückt. Da unsere Produkte seit jeher in Einrichtungen mit höchstem Schutzbedarf – z. B. kerntechnischen Einrichtungen – eingesetzt werden, hat uns dieser „Trend“ natürlich nicht überrascht oder besonders gefordert, da wir als Unternehmen bei der Entwicklung aller Produkte, egal ob Hard- oder Software, immer auf höchste Sicherheitsstandards setzen und darauf bedacht sind, alle gültigen Normen zu erfüllen.

Vollautomatisierte Objektverfolgung, die den Anwender entlastet, ist ein zentrales Feature, wenn es um den Perimeterschutz geht...?

Horst Geiser: Aus unserer Sicht und Erfahrung das wichtigste Feature! Wir sprechen bei unserem IPS VideoManager auch nicht von einem Videomanagementsystem, sondern vielmehr von einem intelligenten und vollautomatisierten Alarm-Managementsystem. Unser Produkt ist in der Lage, verdächtige Objekte zu erkennen, zu erfassen und zu verfolgen. In der Regel geht es hierbei um Personen aber auch Kfz, oder Drohnen, etc. Dies geschieht völlig autonom, ohne menschliches Zutun und funktioniert bei entsprechendem Systemausbau über ganze Liegenschaften hinweg. Natürlich können ebenso automatisierte Interventionsmaßnahmen wie Sprachdurchsagen, Sperren von Schranken oder Türen, Aktivierung von Sicherheitskräften, usw. ausgelöst werden.

Der Vorteil dabei ist, dass das Sicherheitspersonal in kritischen Situationen nicht mit der Bedienung des Systems gefordert oder sogar überfordert ist – z. B. der manuellen Steuerung einer PTZ-Kamera, um das Objekt nicht aus den Augen zu verlieren –, sondern sich auf die wesentlichen Aufgaben wie z. B. dem Abarbeiten eines Interventionsplans konzentrieren kann.

Dass unser Ansatz des intelligenten, vollautomatisierten Alarmmanagementsystems am Markt Anerkennung findet, zeigt sich z. B. auch darin, dass wir vergangenes Jahr in UK den Benchmark Innovation Award 2021 im Bereich Analytics Solutions gewonnen haben und ebenso ja noch recht frisch den GIT SICHERHEIT AWARD 2022. Vielen Dank auch an Ihre Leser!

Herzlichen Glückwunsch noch mal dazu! Sprechen wir noch über neuronale Netze – ein Thema auch für Securiton. Wie unterstützen sie die Videoanalyse? Könnten Sie das einmal grob erläutern?  

Horst Geiser: Neuronale Netze bzw. die Unterstützung von Videoanalyse durch neuronale Netze hat vor einigen Jahren Einzug gehalten. Speziell im Bereich der Business Intelligence – z. B. bei der Personenzählung, Gender-Detektion oder der Besucherstromanalyse – haben sich diese Systeme schnell etablieren können, da es hier nicht um hundertprozentige Genauigkeit geht. Im Bereich der Hochsicherheit sieht es etwas anders aus. Nicht nur, dass man es sich hier nicht erlauben kann, auch nur ein einziges Objekt  bzw. eine Person zu übersehen, haben wir zudem die Herausforderung, dass sich die Objekte oftmals tarnen (z. B. schwarze Kleidung bei Nacht, weiße Kleidung auf Schnee, usw.) und sich zudem nicht natürlich bewegen (kein aufrechter Gang, sondern z. B. Kriechen). Dies sind große Herausforderungen für gängige neuronale Netze, deren Klassifikatoren auf der Basis sich natürlich bewegender Personen trainiert sind.

Wie erwähnt, tummeln sich speziell im Bereich der Business Intelligence viele, teils sehr junge Anbieter am Markt, deren Produkte rein auf neuronalen Netzen basieren. Diese Produkte sind im Bereich der Hochsicherheit nach unserer Meinung nicht guten Gewissens einzusetzen.

Wir verfolgen den Ansatz, unsere bewährten Algorithmen zur Videoanalyse durch den Einsatz von neuronalen Netzen zu unterstützen, um in entsprechenden Situationen quasi eine weitere Objektverifikation zu erhalten, damit eventuelle Fehlalarme vermieden werden. Eine große Herausforderung ist an dieser Stelle auch bei uns, die neuronalen Netze mit geeignetem Bildmaterial zu trainieren.

Stichwort Wirtschaftsspionage: Könnten Sie einmal zeigen, wie der Einsatz von Videoüberwachung und -analyse in der Praxis von know-how-intensiven Unternehmen davor schützen kann?  

Horst Geiser: Hier bedarf es einer Gesamtbetrachtung – zum Teil können das mehrere Stufen sein. Liegenschaften oder Gebäude werden mit Videoanalyse homogen im Perimeter überwacht. Somit wird detektiert, wenn unbefugte Personen von außen nach innen eindringen wollen. Zugänge können mit der Videoanalyse auf Loitering hin überwacht werden. Dabei wird ständig geprüft, ob sich Personen innerhalb eines definierten Zeitraums zu lange an einem bestimmten Ort aufhalten.

Ein anderes Beispiel ist die Bedrohung aus der Luft. Eher unbemerkt können Drohnen an Gebäude heranfliegen und mit hochauflösenden Kameras sensible Daten und Informationen aufnehmen. Daher wird der Schutz des Luftraums zunehmend wichtiger und somit der Einsatz von Drohnendetektionssystemen notwendig. Bei einer Detektion von sogenannten unkooperativen Drohnen können organisatorische oder mittlerweile auch technische Maßnahmen ergriffen werden. Wir sind davon überzeugt, dass diese „Dome Security“, also der kuppelförmige Perimeterschutz von Boden und Luftraum, in vielen Bereichen ein wichtiger Faktor ist.

Auch für den Spionageschutz von Erlkönigen in der Automobilindustrie gibt es einfache kleine und mobile Lösungen. Dabeihaben und einfach nur einschalten, und schon ist das System funktionsbereit.

Eine immer größere Rolle spielt das Thema Cyber-Security, ISO27K und weitere Themen rund um Datenschutz und Datensicherheit. Das werden zukünftig Disziplinen sein, welche zur klassischen Security dazu gehören.

Lassen Sie uns über die Detektion von Drohnen noch etwas näher unterhalten. Wie hat sich das in jüngerer Zeit entwickelt – und wie sehen Ihre Lösungen hier aus?

Horst Geiser: 
Man kommt schon ins Schwärmen, wenn man sich die aktuellen Anwendungen und Techniken anschaut. Unsere kleinste mobile Einheit passt in einen Koffer, wiegt gerade mal 3,9 kg, ist für 18 Stunden Akkubetrieb ausgelegt und detektiert Drohnen bis 2 km Entfernung. Alle Meldungen werden in der App als Satellitendarstellung angezeigt. Hier sieht man den Standort der Fernbedienung sowie die Drohne. Die App können mehrere Anwender nutzen und es können auch mehrere Detektionskoffer in der App angezeigt werden.

Für größere Reichweiten stehen Anhänger mit mobilen Detektions- und Abwehrsystemen zur Verfügung. Diese sind komplett mit Einsatzzentrale ausgestattet, und ein autonomer Betrieb wird mit einer Brennstoffzelle ermöglicht.

Bei stationären Lösungen haben wir unterschiedliche Sensortechniken, so dass wir unsere Detektion optimal an die Sicherungsmaßnahmen anpassen können. Zur Detektion werden RF- und Radarsensoren eingesetzt sowie Video-KI für Detektion und Verifikation verwendet. Die Anzeige und Bedienung erfolgt im 3D-Lageplan. In der Software werden alle Sensoren und Videoinformationen fusioniert, und dem Bediener stehen alle wichtigen Informationen zur Verfügung. Bei definierten Ereignissen können auch Workflows angetriggert werden. Die Detektionsalarme werden mit den Kameras synchronisiert, und es erfolgt ein automatisches Tracking. Bei der Drohnendetektion wird der mögliche Abwurfpunkt permanent angezeigt und aufgezeichnet, so dass Sicherheitsverantwortliche dies jederzeit bewerten können.

Auch sind wir in der Lage, die Steuerung solcher unkooperativen Drohnen nach der Detektion zu übernehmen bzw. den Einflug auf das Areal verhindern. Durch die Übernahme können gezielte Landepunkte angeflogen werden, so dass die Drohne zum Beispiel auf einer ungenutzten Grünflache kontrolliert gelandet werden kann.

Für verschiedene Perimeteranwendungen nutzen wir Drohnen zukünftig auch als Einsatzdrohnen. Bei einem Perimeteralarm verlässt die Drohne ihren Hangar, fliegt zum Alarmort und überträgt Videobilder. Über eingesetzte KI werden Personen getrackt, und über die Sicherheitsleitzentrale kann zum Beispiel eine Täteransprache erfolgen und Alarmlicht eingeschaltet werden.

Auch sind automatisierte oder manuelle Interventionsflüge durchführbar. In diesem Bereich sind weitere Use Cases und Techniken geplant, dazu ist es aktuell etwas verfrüht, um diese ansprechen zu können.

Stichwort neuer PC-Client mit neuer Oberfläche und neuer Systemarchitektur: Damit möchten Sie Stabilität, Leistungsfähigkeit und Usability verbessern. Wie ist hier der Stand der Dinge? Wie kommt es auf dem Markt an?

Horst Geiser:
 Im Frühjahr 2021 haben wir mit den beiden Produkten Securiton IPS NextGen Client und Securiton IPS NextGen VideoAnalytics ein neues Kapitel im Bereich der Videomanagement- und Videoanalysesoftware aufgeschlagen. Entwickelt auf Basis modernster Tools mit Oberflächen, die dem im Web etablierten Material Design von Google folgen, läuten diese beiden Produkte eine neue Generation von Software unserer Technologiemarke IPS ein.

Der Ansatz der Konfiguration unserer neuen Videoanalyse IPS NextGen VideoAnalytics ist am Markt einzigartig und unserer Meinung nach wegbereitend, da für den Benutzer intuitiv und mit unmittelbarem grafischem und textuellem Feedback zur Funktionalität.

Wie gut dieses Produkt vom Markt aufgenommen wird, zeigt sich auch darin, dass wir damit auf Anhieb – wie vorhin erwähnt – Ihren GIT SICHERHEIT AWARD 2022 im Bereich Videosicherheitssysteme gewinnen konnten.

Was wird das Jahr 2022 von Ihrer Warte aus bringen? Was kommt aus dem Hause Securiton alles auf uns zu?

Horst Geiser: Für den Bereich Drohnensicherheit werden wir unser Demo-Areal weiter ausbauen, so dass wir auf großflächigem Gelände unsere Lösungen und Applikationen von Drohnendetektion, -Abwehr, Einsatzdrohne und Detektionszaun live im Einsatz präsentieren können. Zudem werden wir unsere kleine mobile Drohnendetektion für den Einsatz in der Luftsicherheit zertifizieren lassen. Damit können beispielhaft Hubschrauber oder Kleinflugzeuge ganz einfach mit einem Drohnendetektionssystem ausgestattet werden.

In der Videosicherheit erweitern wir Stück für Stück kontinuierlich unsere NextGen-Reihe, und im Bereich Brand-/Sonderbrandmeldetechnik arbeiten wir ebenfalls im Hintergrund mit Hochdruck an der Vorbereitung der nächsten Systemgeneration. Die Markteinführung dieses zukunftsweisenden Systems ist aber erst für 2024 vorgesehen.

Herr Geiser, vielen Dank für das Gespräch.

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